(ps) Schmuck gehört nach Werkzeug, Waffen und Küchenwaren zu den ältesten archäologischen Fundstücken überhaupt. Den Menschen hat es schon immer gefallen, sich zu schmücken – und das ist bis heute so geblieben. Die kleine aber buchstäblich feine Branche erhält nun neue Ausbildungsordnungen, um die Schmuckherstellung in Deutschland fit für die Zukunft zu machen: „Schmuckherstellung in neuem Glanz“, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) es charmant nennt.
Dies kommt genau zur rechten Zeit: während die Schmuckherstellung in Deutschland noch im 19. Jahrhundert eine internationale Industrie mit Zentren etwa in Hanau oder Schwäbisch Gmünd war, so sah die Branche einen langsamen aber steten Niedergang im 20. Jahrhundert – die industrielle Massenproduktion übernahm den Markt. Doch hier zeichnet sich ein Wandel ab: „Die Industrialisierung/Massenproduktion und der schnelle Konsum haben im 20. Jahrhundert das Handwerk und die Individualität des Designs in den Hintergrund gedrängt. Heute gewinnt ressourcenschonende, nachhaltige Wertarbeit im Goldschmiedehandwerk wieder an Bedeutung. Auch Individualisierung als Megatrend passt wieder gut zu unserem Handwerk“, sagt Handwerksmeisterin Sophia Singer im Interview mit dem Edelmetall-Blog C. Hafner.
Das bedeutet aber nicht, dass nicht gleichzeitig modernste Fertigungstechniken zum Einsatz kommen könnten. Wie das BIBB erläutert, seien gerade diese Techniken ein Grund für die Modernisierung der Ausbildung: „Der technologische Wandel und die fortschreitende Digitalisierung“ hielten auch in den Handwerksberufen Einzug: „So erhalten künftig additive Fertigungsverfahren, wie der 3D-Druck, veränderte Arbeits- und Geschäftsprozesse, moderne Techniken und neue Materialien, gestalterische und qualitätssichernde Inhalte sowie Nachhaltigkeit und Kundenberatung eine stärkere Berücksichtigung in der Ausbildung.“
Gold und Silber wird zusammengelegt
Zu den formal größten Veränderungen gehört die Zusammenlegung der bislang getrennten Ausbildungsberufe der Gold- und Silberschmied*innen. „Der neue Beruf kann künftig in den beiden Fachrichtungen Goldschmieden und Silberschmieden ausgebildet werden. Die bisherigen Fachrichtungen Schmuck, Juwelen und Ketten gehen dabei in der neuen Fachrichtung Goldschmieden auf, die bisherigen Schwerpunkte Email und Metall in der Fachrichtung Silberschmieden. Die Ausbildungsdauer beträgt nach wie vor dreieinhalb Jahre“, teilt das BIBB weiter mit.
Eigenständig bleibt die ebenfalls dreieinhalbjährige Ausbildung der Edelsteinfasser*innen. In den ersten zwei Ausbildungsjahren seien die Ausbildungsinhalte allerdings laut BIBB identisch mit denen der Gold- und Silberschmied*innen. Entsprechend können die erlernten Inhalte gegenseitig angerechnet werden, was einen Fachrichtungswechsel innerhalb der Ausbildung erleichtert – also etwa vom Edelsteinfasser zum Goldschmied, von der Silberschmiedin zur Edelsteinfasserin usw.
Die Ausbildungen
Die dualen Ausbildungen „Gold- und Silberschmied*in“ sowie „Edelsteinfasser*in“ dauern jeweils dreieinhalb Jahre und setzen keinen bestimmten Schulabschluss voraus. Zu den allgemeinen Anforderungen zählen selbstverständlich handwerkliches Geschick, ein Sinn für Kunst und Design, sowie Fähigkeiten in Mathe und Physik. Auch der Umgang mit Kund*innen bei Beratung und Verkauf gehört im Beruf zu den täglichen Aufgaben.
Die tarifliche Ausbildungsvergütung beginnt schon im ersten Jahr bei über 1.200 Euro und liegt damit vergleichsweise hoch – im letzten Ausbildungshalbjahr steigt die Vergütung auf über 1.500 Euro. Das Durchschnittsgehalt als angestellte Fachkraft liegt bei etwa 2.800 Euro brutto und erreicht bis zu über 3.600 Euro. In der Branche ist es jedoch nicht selten, dass sich die Meister*innen selbstständig machen.
Weitere Informationen:
Der Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e.V. (BVSU) betreibt seit 2024 ein Informationsportal für die Branche: ausbildung-schmuck.de
Alle Informationen zur Ausbildungsneuordnung finden sich beim BIBB.
Quellen:
BIBB: PM „Schmuckherstellung in neuem Glanz“, 12/2025, 26.03.2025; online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_205453.php
BIBB: „Evaluation des Bedarfs zur Neuordnung von Berufen der Schmuckherstellung (Abschlussbericht)“, Brigitte Seyfried, Ulrike Azeez, Bonn, Juli 2015; online: www.bibb.de/dienst/dapro/daprodocs/pdf/eb_42457.pdf
Edelmetall-Blog C. Hafner: „Die Zukunft des Goldschmiedehandwerks: Im Interview mit Handwerksmeisterin Sophia Singer“, 17.01.2024; online: blog.c-hafner.de/die-zukunft-des-goldschmiedehandwerks/
20.04.2025